Im August 1948 wählen die elf westdeutschen Landtage die 65 Abgeordneten des Parlamentarischen Rats. Bereits zu Beginn der Beratungen kommen fünf Vertreter Berlins hinzu. Sie nehmen wegen des besonderen Rechtsstatus von Berlin nur mit beratender Stimme teil. Im Verlauf der Beratungen des Parlamentarischen Rats scheiden sieben Abgeordnete vorzeitig aus und werden durch Nachrücker ersetzt.

Erna Wagner-Hehmke porträtiert einen Teil der Abgeordneten. Von anderen macht sie Fotografien in Sitzungen und Arbeitsräumen.
zurück zur Übersicht
KARL KUHN (SPD)
im Parlamentarischen Rat
Biografie
Karl Kuhn
Weitere Informationen

Biografie
Haus der Geschichte
Liste der Mitglieder
Literatur
Objekte
Im Sommer 1948 wird Karl Kuhn vom Rheinland-Pfälzischen Landtag in den Parlamentarischen Rat entsandt. Er ist Mitglied im Ausschuss für Organisation des Bundes. Gelegentlich nimmt er auch an Sitzungen anderer Ausschüsse teil (u.a. Ausschuss für Zuständigkeitsabgrenzung, Ausschuss für Wahlrechtsfragen). Dabei verhält sich Kuhn bei den Beratungen überwiegend zurückhaltend, so dass er im Hinblick auf das Grundgesetz kaum Spuren hinterlässt.

Geboren am 14. Februar 1898 in Bad Kreuznach, gestorben am 18. Oktober 1986 in Bad Kreuznach.

Als Winzersohn wächst Karl Kuhn mit zahlreichen Geschwistern in Bad Kreuznach auf. Ab 1915 Ausbildung am Lehrerseminar in Gummersbach. 1917 - 1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg. 1919 Erstes Lehrerexamen. Danach an der evangelischen Volksschule in Denklingen tätig. Anfang 1922 Zweites Lehrerexamen. Weltanschaulich durch die idealistischen Ziele der Wandervogelbewegung und der Reformpädagogik beeinflusst. Zwischen 1922 und 1924 Mitglied der SPD. 1926 beruflicher Wechsel an die evangelische Volksschule in Friedrich-Wilhelms-Hütte, einer Arbeitersiedlung bei Troisdorf. 1926 - 1930 regelmäßiger Gasthörer an der Universität Köln in Soziologie, Sozialpädagogik, Psychologie, Ethnologie und Volkswirtschaftslehre. 1927 erneuter Eintritt in die SPD. Ein Jahr später Übernahme des Vorsitzes des SPD-Ortsverbands in Menden und weitere lokale und überregionale politische Aktivitäten, so in der Sozialistischen Arbeiterjugend und in der Arbeiterwohlfahrt, darüber hinaus im Rahmen der Reichsarbeitsgemeinschaft Sozialistischer Kinderfreunde und der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Lehrer. Zeitweilig freier Mitarbeiter der Rheinischen Zeitung. 1929 - 1933 für die SPD Mitglied des Kreistags des Siegkreises. 1932 Übernahme des SPD-Kreisvorsitzes.

Karl Kuhn gerät teilweise in heftige öffentliche Konflikte mit den Nationalsozialisten, zumal er sich seit der ersten Hälfte der zwanziger Jahre vehement gegen jegliche Rassendiskriminierung wendet. Mitte März 1933 Verhaftung aus politischen Gründen und danach drei Monate in der Haftanstalt Siegburg in "Schutzhaft". Ausweisung aus dem Siegkreis und Rückkehr nach Bad Kreuznach. Entlassung aus dem öffentlichen Dienst und Entzug des für eine Arbeitsaufnahme erforderlichen Arbeitsbuchs. 1935 - 1936 Studium der Betriebswirtschaftslehre in Köln. Im Jahre 1938 Erteilung der bisher vorenthaltenen Arbeitserlaubnis, danach Tätigkeit in einem Bad Kreuznacher Großhandelsunternehmen für Lebensmittel.

Ende 1945 zum Leiter des Kreisernährungs- bzw. des Kreiswirtschaftsamts in Bad Kreuznach bestellt. 1945 aktiv am Wiederaufbau der SPD und der Gewerkschaften im Raum Bad Kreuznach/Birkenfeld beteiligt, übernimmt den SPD-Kreisvorsitz. Herbst 1946 in Bad Kreuznach zum Stadtverordneten und zum Mitglied des zugehörigen Kreistags gewählt. Im November 1946 in die Beratende Landesversammlung von Rheinland-Pfalz bestellt, hier u.a. Mitglied des Verfassungsausschusses zur Vorbereitung einer Landesverfassung. 1947 - 1967 Mitglied des Rheinland-Pfälzischen Landtags, u.a. Vorsitzender des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses, später Sprecher seiner Partei in schul- und kulturpolitischen Fragen. Ab 1949 Erster Beigeordneter und nach einer Änderung der kommunalen Verfassung 1960 - 1963 Bürgermeister der Stadt Bad Kreuznach. Zugleich nimmt er für den gesamten Zeitraum die Aufgaben des Kultur- und Schuldezernenten wahr.

Nachlass: Archiv der sozialen Demokratie, Bonn.